Eine reife, selbstständige Frau. Abenteuerlustig und immer etwas Neues entdeckend. Nie im Stress, macht nicht jede Mode mit, ist unabhängig und schwimmt nicht mit dem Strom. Bei ihr zu Hause ist es ordentlich und recht gemütlich. Fährt gerne und häufig Fahrrad.

So ungefähr würde man mich beschreiben.

Ich falle auf diese Beschreibung von mir nicht mehr rein, denn ich habe hinter meine Fassade eines gelingenden Lebens geschaut. Sozusagen mal den Teppich hochgenommen unter den ich so einiges gekehrt habe. Ich bin noch ein wenig geschockt. Es ist mehr „Dreck“ darunter, als ich mir vorgestellt hatte.

Meine Realität

  • Es geht schon vor dem Haus los: ich besitze 2 Fahrräder, deren „ergänzende“ Funktionstüchtigkeit ich schon in einem vorhergehenden Blog angedeutet habe. Das eine kommt jetzt in den Keller für eine Sanierung im kommenden Frühjahr. Das andere hat inzwischen zwar Licht, benötigt aber die ständige Bereitschaft einer Luftpumpe. Die Mäntel von Vorder- und Hinterreifen sind glatt wie ein Babypopo. Schön für einen Popo, nicht sinnvoll für eine sichere Fahrt. Die Luftpumpe ist zu meinem Begleiter geworden und das Aufpumpen vor jeder Fahrt Routine. Ich gehe ein paar Minuten früher aus dem Haus, das habe ich schon drauf – kein Problem. So ist die Luftpumpe zu meinem „Stützrad“ für ein reibungsloses Fahrradfahren geworden.
  • Weiter geht es zum Innenhof: dort steht meine Gartenbank. Sie wird seit mindestens 7 Jahren ungeschützt dem Wetter ausgesetzt. Zwei Sitzbretter sind schon im vergangenen Herbst herausgebrochen, ein drittes folgte vor 2 Wochen. Sie hat auch schon ein „Stützrad“ in Form eines passenden Kiefernbrettes, welches über der Lücke liegt, und in diesem Jahr wird die Bank eh nicht mehr benutzt. (Nur wird sie mich den ganzen Herbst und Winter immer, wenn ich nach Hause komme mit ihren Zahnlücken angrinsen.)
  • In meiner Wohnung angekommen: mein Laptop ist für mich das wichtigste Arbeitsmittel. Word, Power Point, Excel, One Drive, One Note – damit kann ich arbeiten. Solange keine Probleme auftauchen. Outlook – nach der Neuinstallation durch einen Kollegen ist meine Ordnerordnung verschwunden und konnte von mir bisher nicht wiederhergestellt werden. Als „Stützrad“ benutze ich mein Smartphone.

So. Dieses sind 3 Beispiele aus meinem ganz realen, momentanen Leben. Es gibt viel mehr davon in meinen unterschiedlichen Lebensbereichen. Ich erspare mir und meinen Lesern eine weitere Aufzählung, denn im Grunde ist es mit jedem Thema oder Ding ziemlich gleich.

Phase 1: Ein Ding funktioniert nicht mehr richtig: Ich bin nicht bereit, mich dem Rad, der Holzbank, den Computerprogrammen etc. so anzunähern, dass ich ihre Gesetzmäßigkeiten und ihre Funktionslogik verstehe.

Phase 2: Ich verstehe somit nur oberflächlich und traue mir dann das weitere Verstehen nicht mehr zu. Sprich, es ist mir zu mühevoll mich hineinzuknien.

Phase 3: Ich benutze eine Krücke, ein Stützrad, um die Funktion einigermaßen zu erhalten. Die Mühe, die das macht, bedenke ich gar nicht – ich halte sie für normal!

Und nun?

Ich nehme so alle Dysfunktionalitäten in meinem Leben hin, als wäre ich behindert. Anstatt mich wieder fit zu machen, nutze ich meinen Erfindergeist, meine Zeit und meine Kraft dafür mit diesen Behinderungen zu leben.

Will ich auf diesem Level weiterleben? Diese Frage habe ich mir gestellt.

Gibt es nicht noch etwas MEHR – etwas darüber hinaus?

Ist ein funktionierendes Leben mit meinen Dingen möglich?

Wozu sollte ich das wollen? Es „geht“ doch auch so!

Tut es eben nicht. Es humpelt. Es hakt. Es ist anstrengend. Ich lebe mit den Behinderungen und der ständigen Bemühung die „schöne“ Fassade aufrecht zu erhalten.

Auf dem Weg zu einem Leben mit Funktionalität

Nun trete ich an mein gesamtes Alltagsleben neu zu ordnen. Alles, was nicht mehr richtig funktioniert wird gecheckt: will ich dieses Ding überhaupt haben, brauche ich es, passt es zu mir?! Dann werde ich alle Dinge, die ich nicht brauche aussortieren. Jetzt arbeite ich mich durch die vollständige Wiederherstellung aller meine Dinge, die ich weiter gebrauchen will. Meine Art mit der Dysfunktionalität zu leben nehme ich mir als Vorlage die Funktionalität wiederherzustellen.

Phase 1: Ich öffne mich dafür etwas zu lernen und vertiefe mich in die Funktionslogik z.B.: meines Rades.

Phase 2: Ich verstehe die Grundgesetze des jeweiligen Gerätes oder Dinges, wie z.B.: wie das Vorderrad und auch das Hinterrad mit dem Rad und der Schaltung verbunden sind.

Phase 3: Ich kann nun die Wiederinstandsetzung durchführen und hier in diesem Beispiel, beide Reifen wechseln und die Funktion wiederherstellen.

Ich weiß nicht, wie lange ich für den gesamten Wiederherstellungs-Prozess meiner Alltagsdinge benötigen werde, aber ich werde nicht damit aufhören, bis alles wieder funktioniert und heil ist. Wahrscheinlich werde ich dabei auch mich selbst wieder in Stand setzen. Ich habe eine leise Ahnung, wie kompetent und gekräftigt ich mich durch die dadurch gemachten Erfahrungen und Lernvorgänge fühlen werde.

Viel Energie wird frei, wenn ich nicht mehr mit Stützrädern und Krücken unterwegs bin.

Kategorien: Allgemein

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