Bisher hielt ich mich für recht klug.

Mir fällt es leicht eine eigene Meinung zu haben, mir bei jedem Thema etwas zu denken. So kann ich in jeder Runde, zu was auch immer, mitreden. Unabhängig davon, ob ich nur mit meinem Projektpartner, Kollegen Themen bearbeite, oder auch nur mit Freunden quatsche.

Die Realität

Mein Kollege ist recht meinungsstark, er weiß oft, was es zu dem jeweiligen Thema zu sagen gibt. Meistens habe ich auch eine Meinung dazu. Problematisch wird es dann, wenn unsere Meinungen voneinander abweichen. Was tun? Als erstes versuche ich ihn von meiner Meinung zu überzeugen. Als zweites intensiviere meine Überzeugungskraft: ich werde lauter und betone besonders. Wenn ich damit nichts bei ihm erreiche, dann gebe ich auf und sage: ok, dann machen wir es so wie du meinst.  Unabhängig davon, ob ich damit wirklich einverstanden bin. Auf die Frage, warum wir diese Sache auf diese Art gemacht haben, antworte ich dann mit: ich war´s nicht, er war´s!

Selbstanalyse

Warum verhalte ich mich so? Was habe ich davon? Ok. Es ist in dem jeweiligen Moment meines Rückziehers einfach und bequem mich der Meinung des oder der anderen anzuschließen. Ich enthebe mich der Notwendigkeit mein eigenes Hirn intensiv zu nutzen. Mit meinem Wissen und meinen Gedanken muss ich mich dann auch nicht den anderen zeigen. Es gibt dabei etliche Effekte:

  • Direkt nach so einer Besprechung, in der ich mich der Meinung anderer angeschlossen habe vergesse ich meistens die Inhalte, die besprochen wurden.
  • Ich spüre keine Verantwortung für die Entscheidungen, die in dem Meeting erfolgt sind.
  • Meine Beteiligung an der Umsetzung der Inhalte ist entsprechend schwach oder nicht vorhanden.
  • Ich bin an den Entscheidungen nicht wirklich beteiligt.
  • Ich finde Männer blöd, weil sie sich immer durchsetzen „müssen“.
  • Ich bin unzufrieden und meine Arbeit macht keinen Sinn für mich.

Zukunftsaussicht

Wenn wir uns ein Thema erschließen wollen, braucht es das Wissen von allen im Team. Wie finde ich jetzt meines und bringe es ein?

  • Ich suche nach der Quelle meines Wissens zum Thema.
  • Dabei finde ich auch die Begründung, warum diese Quelle dem Thema dienen kann.
  • Ich teile den anderen mein Wissen mit.

Somit habe ich eine vollständige Argumentationskette eingebracht. Die anderen Teammitglieder können mein Wissen dadurch sehr gut aufnehmen. Wenn jeder von uns so vorgeht, haben wir eine gemeinsame Wissenssammlung, die wir zu einer Erkenntnis kombinieren können. Die Erkenntnis ist dann etwas, was vorher nicht da war. Was hier entsteht ist Emergenz.

Konsequenzen

Ich übe mich im Finden und Vortragen einer vollständigen Argumentationskette, weil ich mit meinem Team hoch qualitative Ergebnisse hervorbringen möchte. Aus dem gleichen Grund mache ich meine Gesprächspartner darauf aufmerksam, wenn sie Lücken in ihrer Argumentationskette haben.

Das bedeutet ich enthalte mich spontaner Meinungsäußerungen zu jeglichen Themen. Bevor ich mich einbringe benutze ich meine Denkkräfte, um das jeweilige Thema und mein Wissen dazu zu untersuchen. Bevor ich mich äußere überprüfe ich mich zusätzlich, ob ich ergebnisoffen argumentieren möchte, oder ob ich bereits auf ein Ergebnis (Agenda) fixiert bin.

 

Ich erlebe unsere Meetings inzwischen zumeist als einen gemeinsamen Denkprozess auf der Basis unseren gemeinsamen Wissens. Wir sind jedes Mal neugierig auf die Erkenntnisse und Lösungen, die am Ende auftauchen. Als Frau bin ich mir jetzt sicher, dass ich keinesfalls diskriminiert werde, sondern meine Integration selbst in der Hand habe.

Ich habe genauso viele Kräfte wie ein Mann, wie jeder Mensch! Ich entscheide, wie ich sie einsetze.

 


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